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Deutschland – Marktchancen für japanische Mittelstandsunternehmen

Durch den starken Mittelstand in Deutschland, vor allem in der Zulieferindustrie, ist für mittelständische Unternehmen aus Japan eine Platzierung ihrer Produkte in den deutschen Markt nicht sehr einfach. Umgekehrt gilt dies für deutsche Unternehmen natürlich genauso. Dass Japan einen ebenfalls starken Mittelstand hat, ist den meisten mittelständischen Unternehmen in Deutschland wohl kaum bekannt. Stellt man einen Vergleich beider mittelständischen Strukturen auf, so wird man feststellen, dass in beiden Nationen die Strukturen historisch gewachsen sind und heutzutage einen zentralen und festen Bestandteil im jeweiligen Binnenmarkt ausmachen. In beiden Märkten sind es genau diese festen und durchwachsenen Strukturen, die die Stütze jener Volkswirtschaft bildet.

Im Zuge der Internationalisierung und hinsichtlich ihrer Wachstumsstrategien, fokussieren sich japanische und deutsche Unternehmen auch auf die asiatischen Märkte, und sie sind darin sehr aktiv auf der Suche nach kostengünstigen Produktionen und Produkten. Sowohl die japanischen als auch die deutschen Unternehmer agieren dabei noch immer auf einem sehr hohen Qualitätsniveau. Des Weiteren haben beide Wirtschaftsnationen noch immer mit der sprachlich bedingten Hemmschwelle und die nach wie vor große geografische Distanz zu kämpfen. Dies sind einige der Gründe, die den Anfang oder den Aufbau einer geschäftlichen Beziehung, gerade zwischen mittelständischen Unternehmen, beider Länder erschweren, aber nicht unmöglich machen, wie die derzeitige Zahl der Anfragen von japanischen SMEs zeigt.

Gegenwärtig und trotz bleibender Hindernisse kooperieren zunehmend japanische und deutsche Mittelstandsunternehmen. Mit Blick von Deutschland auf Japan, genießen bei den deutschen Geschäftspartnern japanische Unternehmen ein weit höheres Ansehen als Unternehmen aus anderen asiatischen Ländern. Deutsche Unternehmer setzen gerne auf japanische Produkte, wenn es um innovative, technologische und qualitative Produkte und Produktionsprozesse aus Asien geht. Sicherlich bietet China oder Südostasien ein riesiges Potential an Geschäftsgelegenheiten, aber bei hohen Anforderungen an Qualität und Technologie, werden japanische Geschäftspartner bevorzugt. In diesem Jahr sind auf Mittelstandsebene zahlreiche Kooperationen mit deutschen Firmen in den Branchen Medizin, Automotive, Robotik, und IT entstanden oder bereits bestehende gefestigt worden. Innovative Lösungen seitens japanischer SMEs im Bereich Robotik, oder für die Medizinbranche, sowie zum Thema Industrie 4.0 trugen zu dieser positiven Entwicklung bei.

Die Anzahl von 164 japanischen Aussteller, darunter viele SMEs, auf der MEDICA COMPAMED 2018, der Weltleitmesse der Medizingerätetechnik zeigte, zum einen wie groß das Interesse von japanischen mittelständischen Unternehmen insbesondere am deutschen Markt ist und zum anderen die hohe Anzahl an präsentierten Innovationen.  Das Engagement der in Deutschland ansässigen Verbände und Organisationen, wie z.B. der JETRO oder der IVAM, trug mit zahlreichen Events schließlich zur Steigerung der Aufmerksamkeit des Besuchers bei. Gerade die Teilnahme an einem Business Matching war für kleine mittelständische Unternehmen aus Japan eine ideale Gelegenheit, erste Geschäftskontakte mit deutschen Unternehmen direkt zu knüpfen. Das „Made in Japan“, ein Corporate Identity, welches an jedem japanischen Gemeinschaftsstand zu sehen war, steigerte ebenfalls die Aufmerksamkeit und das Interesse bei deutschen Unternehmern an japanischen Unternehmen.

Aber nicht nur in der Medizinbranche, sondern auch in der Industrieautomation, Robotik und in der Zulieferindustrie, mit ihren metall- und kunststoffverarbeitenden Industrien, sind immer mehr japanische SME auf den Messen zu sehen, wie es auch auf der AUTOMATICA, PCIM, oder ELECTRONICA ebenfalls zu sehen war – um hier nur einige Messen und Netzwerkplattformen zu nennen. Japanische SMEs sollten daher weiterhin den Mut haben, zumindest über die Teilnahme an Gemeinschaftsständen, den Weg über Messen nach Deutschland zu suchen, sowie auch INDEXRIGHTS japanische SME Unternehmen bisher darin unterstützte. Sprachliche Barrieren und Distanzen werden dadurch überwunden. Japanische SMEs, sind herzlich willkommen.

Ein weiteres positives Signal in diesem Jahr war die positive wirtschaftliche Entwicklung im deutschen Markt. Der deutsche Markt bleibt weiterhin attraktiv – auch für den japanischen Mittelstand – den Innovationen und High-Tech sind gefragt, der Wirtschaftsmotor in Deutschland läuft und es bestehen weiterhin gute Aussichten auf moderates Wachstum in 2019. Im Bericht des BMWi heißt es hinsichtlich für die deutsche Wirtschaft: „…The German economy is experiencing a steady, broad-based upswing that is rooted in a solid domestic economy. Capacity utilization levels are good, employment is at a record high, and consumer prices are stable. For the current year, the German government expects a GDP increase of 1.8 % (in price-adjusted terms). An increase of 1.8 % is expected for 2019….”

Ein weiterer wichtiger Meilenstein für die deutsch japanische Wirtschaft ist das FTA: „…The European Parliament approved the free trade agreement between the EU and Japan on 12.12.2018. The approval of the two chambers of the Japanese National Assembly takes place on 29.11. and 08.12.2018. Now only a few formalities are required. Thus the agreement can enter into force on 01.02.2019….“  (Source: GTAI, 13.12.2018).  Nun hat die deutsch japanische Wirtschaftspolitik eine weitere Voraussetzung geschaffen, um die Zusammenarbeit zwischen beiden Wirtschaftsnationen zu fördern. Mit dem Freihandelsabkommen (FTA), mit dem Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA), sowie auch die gemeinsame Erklärung beider Nationen zu Industrie 4.0 / Society 5.0 (April 2016), haben deutsche und japanische Unternehmen, auch die SMEs, in beiden Wirtschaftsräumen hervorragende Rahmenbedingungen, durch zum Beispiel der Abbau von tarifären und nicht tarifären Handelsbedingungen auf beiden Seiten. Übrigens stärkt dies auch die wirtschaftliche Kraft beider Nationen für die Zukunft. Gerade jetzt zum aktuellen und sich verschärfenden Handelskonflikt zwischen USA und China, bietet eine noch engerer Zusammenarbeit beider Volkswirtschaften dem Weltmarkt eine Alternative zur Internationalisierung von Unternehmungen an.

Zusammenfassend betrachtet, liegen augenblicklich sehr gute wirtschaftliche und politische Bedingungen vor, von denen auch die SMEs profitieren können. Es muss ja auch nicht immer nur ein großes, finanzstarkes Unternehmen bzw. Konzern sein, dem ein ausländisches Engagement gelingt. Mit den heutigen Möglichkeiten und Programmen für SMEs, über Messeveranstaltungen, Netzwerke, sowie staatliche und nicht staatlicher Unterstützung, stehen auch kleineren finanzschwächeren Unternehmen aus Japan, stehen die Türen zum deutschen bzw. europäischen Markt noch ein Stück weit offener – vice versa. Japan und Deutschland, zwei gleichstarke (Kooperations-)Partner aus wirtschaftlich ähnlichen Strukturen begegnen sich sozusagen auf Augenhöhe. In ihrem Denken und Handeln sind sie sich viel näher bzw. ähnlicher als es ihnen vielleicht selber bewusst ist. Nur die „Wege zum Ziel“ sind anders. In Summe aber, scheinen die Chancen eines japanischen SMEs für ein Engagement in Deutschland bzw. in der EU noch greifbarer zu sein als je zuvor – und nochmal, vice versa.